Heinrich Boell

- geb. 13. September 1890 in Weißenburg / Elsass
- gest. 10. Oktober 1947 in Bonn
- Dirigent, Organist und Kirchenmusiker
- Von 1931 bis 1936 und 1946 bis 1947 Künstlerischer Leiter des Bach-Vereins Köln
- Weitere Chöre unter seiner Leitung: Aachener Bachverein, Singvereinigung Solingen
Konzertchronik Ära Boell I: 1931 bis 1936 · Ära Boell II: 1946 bis 1947
Nach seinem Philosophie- und Theologiestudium in Straßburg und Heidelberg wandte sich Heinrich Boell intensiv der Musik zu. Nachdem er in den Jahren 1909 bis 1912 Schüler von Hans Pfitzner und Ernst Münch in Straßburg gewesen war, ging er nach Leipzig, um seine Musikkenntnisse bei Karl Straube und Robert Teichmüller zu vervollkommnen. Ab 1911 unternahm er zahlreiche Konzerttourneen ins In- und Ausland, die ihn als Orgelvirtuosen, Pianisten und Dirigent gleichermaßen bekannt machten.
Von 1913 bis 1915 und dann wieder ab 1918 wirkte Böll als Organist und Chorleiter an der Evangelischen Gemeinde in Aachen. Von 1919 bis 1930 hatte er die Leitung der Symphonie- und Chorkonzerte des Städtischen Musikvereins Solingen inne. Bereits seit 1920 war der gebürtige Elsässer Lehrer am Konservatorium Köln gewesen, als er 1925 die Direktion der Abteilung für Evangelische Kirchenmusik an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln übernahm – einen Posten, den er insgesamt elf Jahre versah. Auf seine Initiative ging die Gründung des Madrigalchors der Kölner Musikhochschule zurück, der sich der Pflege Alter Musik, insbesondere der Aufführung von Bach-Kantaten in kleiner Besetzung widmete. Sein Engagement galt aber auch der Neuen Musik. Der spätere Künstlerische Leiter des Bach-Vereins Hermann Schroeder war es, der ihm bereits 1934 seine »Sechs Orgelchoräle über altdeutsche geistliche Volkslieder« op. 11 widmete.
1931 gründete Heinrich Boell den Bach-Verein Köln, bevor ihn das nationalsozialistische Regime um 1934 aus seiner geliebten Kölner Stellung drängte und er darauf hin ein Jahr später nach Breslau ging, um dort mit dem von ihm initiierten Aufbau der Schlesischen »Landesmusikschule« eine zentrale musikalische Ausbildungsstätte für diese traditionsreiche musikalische Region zu schaffen.
Nach Kriegsende kehrte Boell nach Köln zurück. Neben der Professur an der Musikhochschule übernahm er 1946 für ein weiteres Jahr – bis zu seinem allzu frühen Tode im Jahre 1947 – die Leitung des Bach-Vereins sowie die Kirchenmusikerstelle an der Lutherkirche in Bonn-Poppelsdorf.
» ... Prof. Heinrich Boell leitete das Ganze mit Umsicht und seinem Verständnis für die besonderen Darstellungsaufgaben des Bach-Stils; in seiner einfachen, den Kern treffenden Art das Vorbild eines ganz in seiner Sache aufgehenden Musikers.« (Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung 1932)
» ... Für ihre Werkverbindlichkeit im Geiste Bachs bürgte der vortreffliche Bachkenner Professor Boell, unter dessen sachkundiger Leitung insbesondere der wieder ins Leben gerufene Chor des Bachvereins seine mannigfaltigen Aufgaben stilvoll und ohne Entfaltung falscher, konzertmäßiger Pracht, doch mit vollem, plastischem Klang und rhythmischer Präzision löste.« (Rheinische Zeitung 1946)