Hermann Schroeder

- geb. 26. März 1904 in Bernkastel an der Mosel
- gest. 7. Oktober 1984 in Bad Orb
- Dirigent und Komponist
- Von 1947 bis 1961 Künstlerischer Leiter des Bach-Vereins Köln
- Meilensteine: Händels »Der Messias«, Bachs »Matthäuspassion« und »Johannespassion«, Igor Strawinskys »Messe«
Konzertchronik Ära Schroeder: 1947 bis 1961
Hermann Schroeder studierte 1926 bis 1930 an der Musikhochschule Köln bei Heinrich Lemacher und Walter Braunfels (Komposition), Hans Bachem (Orgel), Hermann Abendroth (Dirigieren), Dominicus Johner (Gregorianischer Choral) und Edmund Josef Müller (Schulmusik). Er war zunächst Musiklehrer an einem Gymnasium und an der Rheinischen Musikschule in Köln (1930 bis 1938), dann Domorganist in Trier (1938 / 39) und Leiter der dortigen Musikschule (1939 bis 1942). 1946 bis 1982 lehrte er als Professor für Musiktheorie, Komposition und Dirigieren an der Kölner Musikhochschule und gründete dort den »Madrigalchor der Staatlichen Hochschule für Musik«. An der Universität Bonn wirkte er 1946 bis 1972 als Lektor für Musiktheorie. Zusammen mit seinem Lehrer Heinrich Lemacher schrieb er mehrere musiktheoretische Lehrbücher (Harmonielehre, Lehrbuch des Kontrapunktes, Formenlehre der Musik).
Mit über 100 Orgelwerken und zahlreichen Messen und Motetten zählt Schroeder zu den wichtigen deutschen Kirchenkomponisten des 20. Jahrhunderts. Er komponierte aber auch weltliche Chormusik, Klavier- und Kammermusik sowie zahlreiche Orchesterwerke. Für sein kompositorisches Schaffen wurde Schroeder mit dem Robert Schumann-Preis (1952), dem Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz (1956) und der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn (1974) ausgezeichnet. Neben dem Unterrichten und Komponieren bildete die praktische musikalische Betätigung die dritte Säule seines Wirkens, wobei vor allem das Dirigieren von erstklassigen Chören und Orchestern hervorzuheben ist. Unter anderem arbeitete er mit den Sinfonieorchestern des WDR und des SWR.
Mit dem Bach-Verein Köln, den er von 1947 bis 1961 leitete, führte Schroeder praktisch alle großen Werke der Chorliteratur auf: die Passionen, die Messen in h-Moll und G-Dur sowie zahlreiche Kantaten und das Magnificat von J.S. Bach, Mozarts Requiem und Messen, »Schöpfung« und »Jahreszeiten« von Haydn, Beethovens »Missa solemnis«, die Messen Anton Bruckners, Brahms’ »Deutsches Requiem«, aber auch Motetten und Madrigale von der Renaissance bis zu Distler und Hindemith. Auch für die Pflege der zeitgenössischen Musik setzte er sich ein und dirigierte 1949 die Kölner Erstaufführung der Messe Strawinskys. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Bach-Vereins wurden 1955 / 56 Kompositionsaufträge an vier Kölner Komponisten erteilt und unter seiner Leitung vom Orchester des Bach-Vereins uraufgeführt (Rudolf Petzold, Kammersinfonie op. 35; Kaspar Roeseling, Konzert für Streicher; Paul Breuer, Musik nach alten Formen; Schroeder, Oboenkonzert op. 34). Vor allem Schroeders Bach-Interpretation setzte Maßstäbe, und unter seiner Leitung erklang im Bachjahr 1950 die Johannes-Passion erstmals (!) im überfüllten Kölner Dom. In der Presse wurde der »klar gestaltende, von subjektiver Willkür freie Dirigent« gerühmt, dessen »Bach-Interpretation klar und eindringlich, stilistisch immer verlässlich und bei aller sachkundigen ›Objektivität‹ durchaus dem bachschen Ausdruck, dem innerlich belebten Affetuoso zugewandt« sei.
(Dieser Text wurde uns freundlicherweise von Dr. Rainer Mohrs zur Verfügung gestellt.)
»Hermann Schroeder ist ... ein Dirigent, der höchste Objektivität der Darstellung mit der Forderung nach intensivem Ausdruck zu verbinden weiß. Er läßt, wo es wünschenswert ist, Chor und Orchester in schönster Farbe erblühen, gibt die Turbae mit äußerster Vehemenz und Präzision und gebietet bei den Volkschorälen größte Schlichtheit und Zurückhaltung. Eine Darstellung, die unserem heutigen Empfinden nach ganz dem Geiste des Thomaskantors entspricht und sich glücklich von der romantischen Tradition des vergangenen Jahrhunderts abhebt.« (NRZ 1958 zu Johann Sebastian Bachs Johannespassion)
»Die Stärke der Bachvereinskonzerte ist von jeher der große Chor gewesen, der sich – wie man hört – vorwiegend aus Mitgliedern des Madrigalchors der Musikhochschule zusammensetzt. Der Respekt vor ihrem Lehrern und Leiter Prof. Hermann Schroeder sowie eine stimmtechnisch gesicherte natürliche Musikalität garantieren Aufführungen, die sich genau dem Klangwillen Schroeders anpassen und damit Stiltreue und Können in eine harmonische Übereinstimmung bringen.« (Kölner Stadt-Anzeiger 1959)
»Daß der Kölner Bach-Verein wieder zu einem wesentlichen und nicht mehr wegdenkbaren Bestandteil des Kölner Musiklebens geworden ist, darf als das Hauptverdienst von Schroeders langjährigem Wirken verbucht werden. Unvergessen bleiben vor allem seine großen stilvollen Passions-, Oratorien- und Kantatenaufführungen in der Klettenberger Kirche St. Bruno.« (Kölnische Rundschau 1962)